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An diese Gleichsetzung und ihre Problematisierung könnte man angesichts der Arbeit von Seiichi Furuya über die Fenster seiner Wohnung " Soweit das Auge reicht, Wien 1982-1984" erinnert werden. Sie besteht vordergründig aus unprätentiösen Aufnahmen dieses Fensters bei wechselnder Tages- und Jahreszeit, unterschiedlichem Wetter, je nachdem es geöffnet oder geschlossen ist, durchsichtig, regenbenetzt oder beschlagen. Wie schon bei dem großen Projekt über die österreichische Staatsgrenze schlägt Lakonie unvermittelt in eine tiefere Bedeutungsschicht um. Das Thema ist mit einemmal nicht mehr das Fenster, sondern das Sehen, genauer das Fotografieren. Wie weit reicht das Auge am Fenster, wenn es, in der Nacht etwa, zum Spiegel wird? Was ist Fotografie: "Ist sie" fragt Szarkowski. "ein Spiegel, der das Porträt des ihn schaffenden Künstlers reflektiert, oder ein Fenster, durch das man die Welt besser erkennen kann?"* [...]
* John Szarkowski: Mirrors and Windows. American Photography since 1960, Ausstellungskatalog Museum of Modern Art, New York, Boston 1978, S.25.aus dem Text „Vorbemerkung zu einer neuen Sichtung“
© Otto Hochreiter, Wien 1984